Einzug ins Seniorenheim
Vorwort
Die Auseinandersetzung mit dem Wechsel aus den eigenen vier Wänden in ein Seniorenheim stellt unweigerlich eine schwierige Aufgabe für alle Beteiligten dar. Eine ältere Person wird ein neues Umfeld antreffen, das viel Unbekanntes mit sich bringt. Die Eingliederung in eine größere Gemeinschaft wird trotz der verbleibenden individuellen Freiheit viele Fragen aufwerfen und Unsicherheiten entstehen lassen. Ganz entscheidend für die neuen Heimbewohnerinnen und Heimbewohner ist es, sich schnell Zuhause zu fühlen.
Aber wie können wir das gemeinsam schaffen? Warum ist Ihre Mitarbeit dabei von so großer Bedeutung? Und was können wir als Pflegekräfte des Seniorenheims dazu beitragen?
Für neu eintretende Bewohnerinnen und Bewohner gelten folgende Aufnahmekriterien:
- Hauptwohnsitz in Bischofshofen
- Mindestens Pflegestufe 3
- Bevorzugung allein lebender und hoch pflegebedürftiger Menschen
Altern an sich ist eine reine Frage der jeweiligen Sichtweise
Böhm verwendet die Biografie des einzelnen Menschen als Grundlage zum Verstehen des Betroffenen und seiner Verhaltensweise. Das Herzstück der Psychobiografischen Pflegetheorie ist die Gefühlsbiografie „Ich fühle, also bin ich“. Alle wollen nur das Beste, und das ist das Schlechteste für den alten Menschen, was ihm passieren kann. Nehmen wir ihm alles ab, baut er ab, wird kraftlos und unzufrieden.
Der Geist zieht sich zurück. Wer kein Daheimgefühl finden kann, antwortet mit bewährten Lebensbewältigungsstragien bzw. mit Verhaltensauffälligkeiten. Diese können laut Prägung der ersten 25 Lebensjahre sehr unterschiedlich sein (z.B. weinen, Depressionen, weglaufen, …). Wer kein Daheimgefühl findet, bewegt sich im Kreis. Wer im Alter nicht sinnvoll beschäftigt wird, reagiert sinnlos. Eine dauernde gleiche und somit reizarme Situation führt zur Flucht in eine Krankheit, der „tödlichen Langeweile“.
Wie können wir nun gemeinsam im Vorfeld arbeiten?
Bestimmte Dinge finden selten den Weg ins Heim. Welche gefühlten Elemente tragen zur Wohnlichkeit bei? Vorrangig die Einrichtung des Bewohnerzimmers fördert Geborgenheit, Gemütlichkeit, Sicherheit und unterstützt die Orientierung in räumlicher, zeitlicher und persönlicher Hinsicht. Gerade unscheinbare Gegenstände sind von großer Psychobiografischer Bedeutung nicht einfach verschwinden lassen.
(Ein Beispiel: die Kinder einer älteren Dame haben, während sie sich im Krankenhaus befand, eine alte Babyausfahrtgarnitur entsorgt. Die Dame hatte sie als Flüchtling gegen Ende des Krieges aus erbettelten, aufgetragenen Resten hergestellt, da es keine Wolle gab. Die Dame hat monatelang den Verlust beklagt, wie viel hat ihr, im Gegensatz zu ihren Kindern, dieses Kleidungsstück bedeutet!)
Unser Anliegen ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und die Selbständigkeit zu erhalten.
Böhm sagt: „Denn wenn Sie sich nicht bewegen, werden Sie von Anderen bewegt! Pflegen Sie sich selbst – sonst pflegen Sie Andere! Leben Sie selbst – sonst wird Ihr Leben fremdbestimmt.“ „Lustgefühl entsteht durch Bewegung.“ Jetzt werden Sie vielleicht verstehen,
Warum die Heimbewohnerinnen und -bewohner ihrer Biografie gemäß Tätigkeiten übernehmen sollen (z.B.: hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Gartenarbeiten, …) gerne stehen wir für Fragen zur Verfügung und vielleicht haben wir Ihr Interesse geweckt.
Für den Bewohner wichtige Dinge, die das Daheimgefühl fördern, können z.B. sein:
- Fotos (von Haus, Garten, Haustier, ….)
- Erinnerungsstücke (z.B. von Reisen, Zeitschriften, Kino, Theaterprogramm, Eintrittskarten, Postkarten, Kreuze und
Heiligenbilder, Kirchenblätter, reg. Zeitung, Türschilder,
Klingel, …) - Alte Kleidung (Kittelschürze, Arbeitskleidung), Decken,
Bettzeug (auch wenn schon defekt), Häkeldeckchen,
Skipullover, Skischuhe, Schlittschuhe, … - Spielzeug wie Puppen, Autos, Spiele, Spielkarten, Werkzeug,
Handarbeitszeug, Sammlungen vom Hobby, …
- Dinge, welche einen bestimmten Geruch ausmachen, wie
z.B.: Schuhcreme, ein bestimmtes Parfüm, Mottenkugeln,
Duftsäckchen, Holz. - Gewohnte Einrichtungsgegenstände, wie Möbel, die ins
Zimmer passen (vorher anschauen und messen), Lampen,
Bilder, Geschirr (die Lieblingstasse), alte Koffer, Reisetaschen, Bücher, Musik, Wärmflasche. - Es kann auch helfen Schränke wieder so einzuräumen wie sie
vorher waren.
„Erst wird die Seele bewegt, dann der Mensch“
Die in der Broschüre vorkommenden Zitate wurden aus folgender Literatur entnommen:
„Happy-Aging statt Anti-Aging“, Prof. Erwin Böhm „Psychobiografisches Pflegemodell nach Böhm, Grundlagen Band 1“.
Dieses humorvolle und durchaus leicht verständliche Buch legen wir Angehörigen und Interessierten besonders ans Herz.